Mir war irgendwie klar, dass wir länger mit diesem Virus zu tun haben würden und mir war irgendwie auch klar, dass es mit diesen 5 Wochen Kita-Schließung nicht getan sein würde. Ich dachte, das packen wir schon. Wir machen es uns gemütlich. Wir gehen viel raus. Wir haben viel Zeit zum Spielen. Ja, und jetzt haben wir jedes Spiel gespielt, einmal, zweimal dreimal... drölfzigmal. Wir haben jeden Stock und jeden Stein in der Nachbarschaft gesammelt und der Straßenbahn 1.235 mal beim Einfahren in den Tunnel zugewunken. Wir haben 678 Gänseblümchen gepflückt und alle Pusteblumen weggepustet.
Wir Eltern brauchen eine Perspektive
Jetzt hätte ich gerne eine Perspektive wie es weitergeht. Ab wann darf ich mit Desinfektionsmittel bewaffnet meinen Sohn auf eine Schaukel setzen? Ab wann dürfen wir mit anderen Kindern Sport an der frischen Luft treiben? - Vielleicht mal Bälle zuschießen... Das wäre schön.
Nicht falsch verstehen! Ich möchte alle Maßnahmen unterstützen, die uns helfen, dass unsere Familie, Freunde, Nachbarn, einfach alle Menschen, möglichst gesund bleiben.
Und wer denkt and die Kinder?
Seit 5 Wochen dürfen unsere Kinder die Kita nicht mehr besuchen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Ich möchte nicht darüber urteilen, ob das so richtig oder falsch ist. Ich hätte mir aber gewünscht, dass Politiker und Wissenschaftler in ihre Entscheidung auch die Sicht der Kinder einbeziehen. Vielleicht wären sie zum gleichen Resultat gekommen, aber unsere Kinder wären gehört worden und das würde mir viel bedeuten.
Die Kita ist so viel mehr als eine Abladestelle, damit Eltern Geld verdienen können. Die Kriterien für die Notbetreuung der Kinder orientiert sich ausschließlich daran, welchen Job die Eltern haben, nicht aber am Kind. Kitas haben aber eben auch einen Bildungsauftrag und manche Kinder brauchen diesen Ort für eine gute Entwicklung. Die Betreuungspersonen in den Kitas sind nicht etwa nur Aufsichtspersonal, sondern Bezugspersonen für unsere Kinder. Von heute auf morgen sind sie aus dem Leben der Kinder verschwunden. Ebenso ihre Freunde. Und die Großeltern. Auch die Nachbarn lassen sich nicht mehr blicken. Der Spielplatz hat zu, der Park auch... Und dann wird so ganz beiläufig erwähnt, dass das auch so bleiben wird. Bis zum Sommer. Vielleicht. Oder auch früher. Mal schauen.
An der Lebenswirklichkeit unserer Kinder vorbei
Ob die Entscheider wohl wissen, wie es ist, mit Kleinkind im Homeoffice zu arbeiten? Oder wie es ist, wenn man kein Homeoffice machen kann, aber keine Kinderbetreuung hat? Ob sie wohl wissen wie es ist, seinem Kind über Wochen jeden Tag zu erklären, dass es alleine spielen muss?
Hach, ich wünschte, diese Wissenschaftler und Politiker hätten wenigstens mal über unsere Kita-Kinder nachgedacht. Ich wünschte, dass die Situation der Kinder einen wertschätzenden Teil in der Erklärung gefunden hätte, unabhängig davon, ob die Entscheidung dann anders ausgefallen wäre.
Mehr Kreativität bei der Lösungssuche
Ich frage mich, ob es nicht möglich wäre, auch über Alternativen nachzudenken: Spielplatzöffnungen mit strengen Regeln zum Beispiel. Schichtbetriebe in den Kitas, damit Eltern wenigstens ein paar Stunden pro Woche geregelt arbeiten können... Oder die Öffnung von Parks, damit sich die Leute nicht auf den Nebenstraßen tummeln... Bei uns in Essen ist ein 650.000 Quadratmeter großer Park geschlossen. Wir leben in einem Ballungszentrum, ohne diesen Park fehlt uns Platz zum Spazieren ohne Menschen in die Arme zu laufen.
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Ich hoffe, dass die Rufe von uns Eltern langsam erhört werden und dass bald etwas mehr Kreativität in Lösungen für die Lebenswirklichkeit von Eltern und Kindern gesteckt wird.
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