Messer, Gabel, Schere, Licht dürfen kleine Kinder nicht. Äh, doch!
Dieser Spruch klingt heute noch in meinen Ohren nach und ich muss sagen, dass es für uns einfach nicht passt. Mein Sohn war schon sehr sehr früh an allem interessiert was wir Erwachsenen so in die Hand nehmen und machen. Also stand ich da und musste mich entscheiden: Frust, Frust, Frust oder unterstütze ich mein Baby bei der Entdeckungstour? Ich habe mich für den zweiten Weg entschieden. Auch, weil es mir sicherer erschien, meinem Kind den z.B. den Umgang mit Messer, Schere und Schraubenzieher beizubringen, als dass er die Werkzeuge selbst in die Finger bekommt und unkontrolliert damit hantiert. Es kostet sehr viel Mühe, Zeit und Arbeit, aber es lohnt sich. Nicht nur für das Kind, das sich ernst genommen fühlt, sich ausprobieren kann und dann stolz ist, sondern auch für mich und uns als Familie. Darauf hoffe ich jedenfalls in 2-3 Jahren.
Unser Zuhause geht uns alle an
Ich mache aber keinen Hehl daraus, dass es super anstrengend ist und alles etwas länger dauert. Auch den Qualitätsanspruch muss ich runterschrauben - Das ist klar.
Mir ist wichtig, mein Kind in den Haushalt zu integrieren. Es ist UNSER gemeinsames Zuhause und das geht alle an: Mama, Papa, Kinder und wer sonst noch so zuhause wohnen sollte. Ich achte darauf, dass er Arbeiten übernimmt, die ihn nicht überfordern und dann frustrieren.
Außerdem ist es doch so: Ständiges „Nein, nein, nein“, „lass das“, „das darfst du nicht“ „dafür bist du noch zu klein“ ist doch nervig für alle Beteiligten. Ich versuche deswegen immer einen Weg zu finden, dass mein Sohn sich doch beteiligen kann. Wie genau?
👉🏼 Er möchte Fenster putzen? Bitte sehr! Er bekommt eine Sprühflasche mit Wasser und ein Geschirrtuch gereicht. Ich muss dann hin und wieder kontrollieren, dass unser Holzboden nicht aufweicht, aber die Fenster sind hinterher definitv sauberer als vorher. #patschehändeade
👉🏼 Schon wieder eine Ladung Sand im Eingangsbereich und die Körnchen ziehen sich durch die ganze Bude? Mein Sohn will unbedingt selbst saugen. Gerne doch! Es daaauert, der Akku wird immer leerer, der Sand verteilt sich anders im Haus, aber das Kind ist glücklich.
👉🏼 „Selber schneiden!“ - Wir haben diverse Messer, die sich für Kinderhände eignen. Normale Besteckmesser, Buttermesserchen zum Schmieren und Kindermesser, die gut in der Hand liegen. Neuerdings haben wir auch einen Wellenschneider, der sich super eignet, damit das Kind auch harte Sachen wie Möhren, Kartoffeln oder Kohlrabi schneiden kann.
👉🏼 Ich darf hier übrigens auch keine Eier mehr aufschlagen. „Eier putt machen“ ist jetzt Aufgabe der Brombeere und er macht das erstaunlich gut. Ich musste so manches Mal die Augen zukneifen beim Anblick, aber jetzt fluppt es. Übung macht ja bekanntlich den Meister.
Kinder, die nichts dürfen, werden zu Erwachsenen, die nichts können.
Auch wenn mir manchmal die Haare zu Berge stehen, alles etwas länger dauert oder es der Haushalt nicht so aussieht, wie man es eigentlich geplant hatte, die Investition lohnt sich. Ich halte es für immens wichtig für die Entwicklung des Kindes, seine Selbständigkeit und zudem fördert es das Gemeinschaftsgefühl wenn wir den Haushalt gemeinsam mit den Kinder bewältigen. Und wer weiß, vielleicht oder hoffentlich profitieren die Kids auch als Erwachsene davon. Denn wie heißt es so treffend: Kinder, die nichts dürfen, werden zu Erwachsenen, die nichts können.
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